Wie Gold bei Rheuma wirkt
Pharmazeutische-Zeitung.de
veröffentlicht in Ausgabe 46/2006
Seit vielen Jahren werden Goldpräparate rein empirisch
als Basismedikamente bei rheumatischer Arthritis
eingesetzt. Doch worauf ihre Wirkung beruht, ist noch
nicht lange bekannt.
Amerikanische Wissenschaftler fanden erst dieses Jahr heraus,
wie Goldverbindungen bei Rheuma wirken. Dabei war die
Arbeitsgruppe um Stephen de Wall von der Harvard Medical
School in Boston gar nicht auf der Suche nach dem
Wirkmechanismus von Goldpräparaten, sondern einem
Ansatzpunkt für neue Antirheumatika auf der Spur. Im Visier
hatten die Wissenschaftler Makrophagen mit ihren
charakteristischen Oberflächenmolekülen, die bei der
körpereigenen Immunreaktion eine entscheidende Rolle
spielen: Um andere Abwehrzellen wie T-Lymphozyten zu
aktivieren, müssen winzige Bruchstücke eingedrungener
Viren oder Bakterien an der Oberfläche der Makrophagen
präsentiert werden. Dazu werden sie an sogenannte MHC-II-
Moleküle (Major Histocompatibility Complex) gekoppelt, wo
sie wie ein Fähnchen den T-Zellen die Infektion signalisieren.
Innerhalb des MHC-II-Komplexes werden die antigen
wirkenden Bruchstücke in einer Mulde festgehalten. Landen
dort jedoch statt Bakterienteile körpereigene Peptide, wird
eine Autoimmunreaktion in Gang gesetzt.
Die Antigen-Präsentation verhindern
Genau das wollten die Wissenschaftler unterbinden. Dazu
überprüften sie gut 28.000 unterschiedliche chemische
Verbindungen und Naturextrakte. Ihr Erfolg war allerdings
bescheiden: Nur vier Metallkomplexe mit Gold, Platin oder
Palladium verdrängten die körpereigenen Peptide aus ihrer
Nische.
De Wall und seine Kollegen gingen dieser Beobachtung nach
und stellten fest, dass sich die Edelmetallionen an die MHC-II-
Moleküle binden, jedoch an einer anderen Stelle als die
Peptide. Offenbar verändern sie die räumliche Struktur des
MHC-II-Komplexes, denn die Metallionen-vermittelte Peptid-
Abspaltung verläuft deutlich schneller als die intrinsische. Die
Metallkomplexe wirken also nicht einfach aufgrund
kompetitiver Hemmung, sondern auf der Basis eines
allosterischen Mechanismus.
Die veränderten MHC-II-Moleküle können die
Eiweißbruchstücke nicht mehr festhalten und somit werden
auch keine T-Zellen alarmiert. Die Bindungsstelle der MHC-II-
Moleküle, an die sich die Metallionen heften, war bisher nicht
bekannt.
Gold wirkt als Prodrug
Neue Wirkstoffe haben die Wissenschaftler bei ihrer
Untersuchung also nicht gefunden, doch eine Erklärung,
weshalb Goldpräparate, wie Auranofin oder
Natriumaurothiomalat, bei Rheuma wirken. Allerdings zeigte
sich, dass Gold-(I)-Komplexe bei In-vitro-Versuchen keine
Peptide von MHC-II-Molekülen abspalten konnten; dies
gelang nur Gold-(III)-Verbindungen. Vermutlich fungieren
Gold-(I)-Verbindungen als Prodrugs, die im Körper zu aktiven
Gold-(III)-Verbindungen oxidiert werden. Weitere Experimente
zeigten, dass Phagozyten während eines Entzündungs-
prozesses Hypochlorit freisetzen, das den notwendigen
Oxidationsprozess anstößt.
Goldtherapie mit Tradition
Gold wird seit langem in der Medizin eingesetzt. Robert Koch
zeigte 1890, dass Kaliumdicyanoaurat Tuberkelbazillen
vernichtete. In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts
behandelte der französische Arzt Jacques Forestier
Rheumapatienten mit einer Goldverbindung. Seine Therapie
basierte auf der weit verbreiteten, jedoch falschen Annahme,
rheumatoide Arthritis sei eine atypische Form von
Tuberkulose. In den folgenden Jahrzehnten wurden
Aurumpräparate bei rheumatischen Erkrankungen, aber auch
entzündlichen Autoimmunkrankheiten, wie Lupus
erythematodes, breit eingesetzt. Sie begründeten die erste
Generation von Basismedikamenten gegen Rheuma, später
als Disease-modifying antirheumatic drugs (DMARD)
bezeichnet.
Da Goldverbindungen jedoch erst nach einem halben Jahr
wirken und häufig Haut und Blutbildung beeinträchtigen,
werden heute moderne DMARDs wie Methotrexat oder
Biologicals wie Etanercept und Infliximab vorgezogen. Doch
in ihrer Wirksamkeit können Goldverbindungen mit den
neueren Medikamenten durchaus mithalten.
So lag es nahe, die Goldtherapie bei rheumatoider Arthritis
weiter zu entwickeln. Bisher scheiterte das jedoch daran, dass
der Wirkmechanismus unklar war. Vielleicht lassen sich jetzt
auf Basis dieser Untersuchung weniger toxische Substanzen
entwickeln, die sich an die neue entdeckte
Metallbindungsstelle anheften und so die weit verbreitete
Autoimmunreaktion unterbinden.
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-452006/wie-gold-bei-
rheuma-wirkt/
Gold ist eines der ältesten Medikamente in der
Geschichte der Menschheit. Wunderheiler, Scharlatane
und Ärzte verwenden seit Jahrtausenden das "Metall
des Lichts". Warum es heilt, können Wissenschaftler erst
jetzt erklären.
Es ist eines der ältesten Medikamente der
Menschheitsgeschichte: Aurum metallicum, das "Metall des
Lichts". Wunderheiler, Scharlatane, Ärzte verwenden den
Stoff gleichermaßen seit Jahrtausenden, heute noch in der
Zahnheilkunde, in der Rheumatherapie und vor allem der
Homöopathie etwa bei Depressionen, Angstzuständen und
Erschöpfung. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gold auch
bei Syphilis und Tuberkulose verordnet und seit den
Zwanzigern des letzten Jahrhunderts werden Gold-
verbindungen als bewährte Basistherapie bei rheuma-
tischen Erkrankungen verabreicht.
Warum das mystische Metall tatsächlich heilen kann,
können Wissenschaftler erst jetzt zweifelsfrei erklären. In
winzigen Dosen hat Gold einen regulierenden Einfluss auf
das menschliche Immunsystem. Zu diesem Ergebnis kamen
schwedische und amerikanische Forscher. Danach
verhindern Goldsalze, dass aus dem Zellkern von
Immunzellen ein Protein austritt, welches
Entzündungsreaktionen auslöst.
Die Injektion von goldhaltigen Verbindungen ist mit starken
Nebenwirkungen verbunden und zeigt erst nach Monaten
einen therapeutischen Effekt. Daher wäre es hilfreich, diese
Wirkstoffe durch ähnlich wirkende neue Medikamente zu
ersetzen, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of
Leukocyte Biology".
"Wir haben eigentlich nie verstanden, warum Goldsalze
überhaupt wirksam sind. Und nun, da wir den
Wirkmechanismus genauer kennen, könnten wir neue und
bessere Medikamente gegen rheumatoide Arthritis
entwickeln, die nach dem gleichen Prinzip funktionieren",
sagt David Pisetsky von der Duke University in Durham, ein
Mitglied des Forschungsteams.
Zusammen mit Kollegen des Karolinska-Instituts in
Stockholm untersuchte er die Rolle des Goldproteins
HMGB1 bei der Entstehung einer Arthritis. Das Eiweiß, das
sich durch Spuren des Edelmetalls stimulieren lässt, wirkt
auch innerhalb des Zellkerns bei der Aktivierung von Genen
mit. Außerhalb der Zelle aktiviert es das Immunsystem und
verstärkt Entzündungen. In Zellkulturen von aktivierten
tierischen und menschlichen Immunzellen - sogenannten
Makrophagen - konnten die Forscher durch Zugabe einer
organischen Goldverbindung die Freisetzung des
entzündungsfördernden Proteins blockieren. Eine ähnliche
Hemmwirkung hatte auch das anorganische Goldchlorid.
Inzwischen wird die Goldtherapie bei Rheuma nur noch in
etwa zehn Prozent der Fälle eingesetzt. Sie erfordert eine
intensive ärztliche Überwachung, weil Nebenwirkungen wie
allergische Hautreaktionen, Entzündungen der
Mundschleimhaut, Blutbildveränderungen und
Leberschäden bei den Patienten auftreten können.
Dank der jüngsten Erkenntnisse aus Schweden könnte die
Wirkung des Edelmetalls allerdings künftig für Mediziner
deutlich besser steuerbar werden. Goldene Zeiten für
Patienten.
Joachim Czichos und Ingeborg Bördlein
https://www.welt.de/wissenschaft/article1316229/Uraltes-Heilmittel-Gold-wird-jetzt-erklaert.html
Uraltes Heilmittel Gold
welt.de
veröffentlicht am 31.10.2007
Physiker weisen Wirksamkeit von Edelmetall-Partikeln
gegen Bakterien nach
Multiresistente Bakterien sind eines der großen
Gesundheitsrisiken der Zukunft. An neuen, wirksamen
Strategien gegen solche Krankheitserreger forscht aber
nicht nur die Pharmazie, sondern auch die Physik. So
konnte nun ein internationales Physikerteam, darunter
auch Jean-Baptiste Fleury von der Universität des
Saarlandes, herausfinden, dass auch Goldpartikel gegen
Bakterien wirksam sein können. Die Studie haben sie in
der renommierten Fachzeitschrift „Advanced Materials“
publiziert.
Es gibt wohl kaum ein Metall, das eine stärkere Faszination
auf die Menschen ausübt als Gold. Das Edelmetall wird
schon seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel genutzt und
hat eine überragende kulturelle Bedeutung. Zukünftig
könnte ihm aber auch eine wichtige Rolle im Kampf gegen
multiresistente Krankheitserreger zukommen. Wie
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland,
Frankreich, Spanien und Australien nun herausgefunden
haben, setzen Goldpartikel die Hülle von Bakterien unter
eine „tödliche Spannung“ und töten die Keime ab, indem sie
deren Hülle zerreißen.
„Es ist schon länger bekannt, dass metallische Nanopartikel
Bakterien abtöten können“, erklärt Dr. Jean-Baptiste Fleury,
der als Experimentalphysiker am Lehrstuhl von Professor
Ralf Seemann an der Universität des Saarlandes forscht.
Silberpartikel beispielsweise können in einer
biochemischen Reaktion Löcher in die Membranen der
Bakterien reißen. Und auch Kupfer ist schon länger für seine
antibakterielle Wirkung bekannt. „Goldnanopartikel sind aus
biochemischer Sicht allerdings völlig inaktiv und
durchqueren die Bakterienzellmembran nicht“, sagt Jean-
Baptiste Fleury. Eigentlich wäre von diesen also keine
Wirkung zu erwarten. „Kollegen der Universität Melbourne
haben allerdings überraschenderweise beobachten können,
dass Bakterien reihenweise sterben, wenn sie mit
Goldnanopartikeln zusammengebracht werden“, so der
Eperimentalphysiker weiter. „Es hatte den Anschein, als ob
die Bakterienmembran spontan explodiert wäre“, erklärt
Jean-Baptiste Fleury den massiven Effekt, den die
Goldpartikel offenbar erzielten.
Die australischen Wissenschaftler zogen den theoretischen
Physiker Dr. Vladimir Baulin von der Universität Rovira i
Virgili im spanischen Tarragona zu Rate. Der Experte
entwickelte zusammen mit seinem Team dort ein
theoretisches Modell, wie genau die Goldpartikel auf die
Membranen der Bakterien wirken. „Vereinfacht ausgedrückt,
sagte das Modell von Vladimir Baulin voraus, dass die
Zellmembran gedrückt wird wie ein Luftballon, bis dieser
schließlich platzt“, vergleicht Jean-Baptiste Fleury das
Modell.
An dieser Stelle nun kommt der Experimentalphysiker von
der Universität des Saarlandes ins Spiel. Seine Aufgabe war
es, die Beobachtungen der Australier und die theoretischen
Annahmen der Spanier im Experiment zu überprüfen. Jean-
Baptiste Fleury hat dafür mit mikrofluidischer Technik eine
Modell-Bakterienzellmembran hergestellt und die Reaktion
dieser Modellmembran in Kontakt mit den
Goldnanopartikeln untersucht. „Die Modell-Doppelschicht
zog sich dabei spontan bis zu ihrem vollständigen
Zusammenbruch zusammen, was die Hypothese einer
mechanischen Dehnung bestätigt“, sagt der
Experimentalphysiker.
Durch diesen experimentellen Nachweis des theoretischen
Modells kann man auf die Allgemeingültigkeit dieses
Mechanismus schließen, der für vielerlei Arten von
Bakterien Bestand hat, so das Fazit der Wissenschaftler.
Durch diese Entdeckung ist es möglicherweise denkbar,
neuartige, hochwirksame bakterienabweisende
Oberflächen zu entwickeln und so die Ausbreitung von
gefährlichen multiresistenten Keimen zu verhindern.
Da die Arbeit von grundlegender Bedeutung ist, wurde sie
im Fachjournal „Advanced Materials“ veröffentlicht, das zu
den einflussreichsten Journalen auf dem Gebiet der
Materialwissenschaft zählt.
https://nachrichten.idw-online.de/2020/11/17/mit-gold-gegen-keime-
physiker-weisen-wirksamkeit-von-edelmetall-partikeln-gegen-bakterien-
nach
Als Ordnungszahlen 47 und 79 im Periodensystem
gekennzeichnet, sind Silber und Gold mehr als nur
chemische Elemente. Die Universität Hannover arbeitet an
neuartigen Oberflächen für Medizinprodukte wie
Paukenröhrchen fürs Ohr oder Blasenkatheter, die das
Infektionsrisiko in Krankenhäusern eindämmen. Spezielle
Beschichtungen setzen dazu Ionen frei, die in feuchter
Umgebung Bakterien abtöten. Nanomediziner sehen in der
entzündungshemmenden Wirkung der Edelmetalle
Potenzial, um Therapien zu entwickeln. Gegen krankhaftes
Übergewicht, Blutzucker- und Fettstoffwechselstörungen
wird dazu bereits Gold eingesetzt. Wissenschaftler vom
Georgia Institute of Technology in Atlanta (USA) arbeiten an
neuen Ansätzen in der Tumortherapie von Leukämie-
Patienten. Goldene Nanobestandteile sollen als Transport-
vehikel die Aufnahme von Arzneistoffen in die Zellen
verbessern. Edelmetalle spielen also in der modernen
Medizin eine wichtige Rolle. An der Bergischen Universität
arbeitet der Chemiker Prof. Dr. Fabian Mohr seit Jahren an
sogenannten Metall-Komplexen mit biologischer Aktivität
und kann die medizinische Wirkung von Gold und Silber
bestätigen.
Ungewöhnliche Reaktivität und neue Medikamente
Mohr, dessen wissenschaftliche Laufbahn sich in Australien,
Kanada, den USA und Spanien entwickelte, ist seit 2014
Professor für Anorganische Chemie in der Fakultät für
Mathematik und Naturwissenschaften. „Wir sind ja als
Wissenschaftler neugierige Menschen, die Systeme
verstehen wollen“, sagt er und bei Gold und Silber sei es
besonders interessant, wenn Metallatome dieser beiden
Systeme sehr nah aneinander kämen, denn dann
entstünden erstaunliche Effekte wie Lichterscheinungen
oder eine ungewöhnliche Reaktivität. „Die zweite
Forschungsrichtung ist durchaus mehr anwendungs-
orientiert. Da geht es konkret darum, neue Medikamente zu
entdecken.“ Gold und Silber würden schon lange bei
verschiedenen Krebskrankheiten angewandt und auch so
exotische Tropenkrankheiten wie Malaria ließen sich durch
ihre antibiotische Wirkung damit behandeln. Das Thema der
resistenten Bakterien, die gegen herkömmliche Antibiotika
resistent sind und die Arbeit in Krankenhäusern erschweren,
fordern den Wissenschaftler heraus. „Da ist es wichtig, neue
Strukturen, neue Strukturmotive zu entwickeln, um diese
resistenten Keime dann irgendwie töten zu können.“
Ein Buch über die wichtigsten Aspekte der Goldchemie
Vor einigen Jahren erschien das Buch „Gold Chemistry“, in
dem Mohr als Herausgeber einen umfassenden Überblick
über die wichtigsten Aspekte der Goldchemie sowie
aktuelle und zukünftige Anwendungen von
Goldverbindungen in einer Vielzahl von Bereichen
präsentiert. Ein Teil dieses Buches beschäftigt sich dabei
insbesondere mit den Anwendungsmöglichkeiten von
Goldverbindungen als potentielles Mittel gegen Arthritis,
Tumore und HI-Viren in der Medizin.
„Gold und Silber als Medikamente haben tatsächlich schon
eine sehr, sehr lange Tradition“, erklärt er. „Im alten China hat
man Goldpulver zum Wunddesinfizieren verwendet. Im
europäischen Mittelalter kam als Allheilmittel das
sogenannte Trinkgold (Aurum Potabile) auf den Markt, dass,
je nachdem wo man es erwarb, mal mehr oder auch mal gar
kein Gold enthielt.“ Gold in Form eines Medikaments gegen
Arthrose gebe es bereits seit den 70er Jahren und die
antibakterielle Wirkung von Silber sei schon den alten
Römern bekannt gewesen. Auch heute nutze man diese
Eigenschaft und verwende bei großflächigen
Verbrennungen verschiedene Silbersalze, um die Gefahr der
Infektion zu reduzieren. „Silberbrandsalbe haben viele
Menschen zu Hause im Erste-Hilfe-Kasten. Von der
Weltgesundheitsorganisation gibt es sogar eine Liste der
sogenannten Essential Medicines, in der diese
Silberverbindung, das Silbersulfadiazin, tatsächlich
aufgenommen wurde.“
Gold und Silber in kolloidaler Form
In der Medizin nutzt man häufig sogenanntes kolloides
Gold oder Silber. Dazu Mohr: „Eine kolloidale Lösung oder
ein Kolloid selber muss man sich vorstellen, als eine
Dispersion von ganz feinen Partikeln in einer Flüssigkeit.“ In
den USA wurde früher kolloidales Gold erfolgreich zur
Behandlung von Suchterkrankungen und Depressionen
eingesetzt, da es aktivierend und harmonisierend auf das
Drüsensystem und die Lebensenergie wirkt und das
Nervensystem beruhigt. Silberkolloid hingegen nutzte man
mit Erfolg zur Bekämpfung aller Arten von Erregern wie
Pilzen und Bakterien. Die Edelmetallanteile sind so fein, dass
man auch von Nanosilber oder Nanogold spricht, weil ihr
Anteil nur ein milliardstel beträgt. Die Lösungen sind meist
transparent, für das Auge also nicht wahrnehmbar.
Kolloidale sichtbare Formen gibt es aber auch, weiß der
Fachmann. „Man kennt das vielleicht aus Rubinglas zu
Hause. Rubinglas ist nämlich nichts anderes als eine
Dispersion von kolloidalem Gold, also feine Goldpartikel in
einem Glas. Das gibt eine rote Farbe. Und je nachdem wie
groß die Partikel sind, kann man dort von Hellrosa bis
Dunkellila dieses Farbspektrum erzeugen. Das ist eine ganz
charakteristische Eigenschaft von kleinen Teilchen, die
Nanometergrößenordnung haben.“
Antibakterielle Wirkung von Silber
Zwar sei die antibakterielle Wirkung von Silber schon lange
bekannt, doch Mohr weiß, dass auf diesem Gebiet immer
noch viel geforscht wird. Ein wegweisendes Beispiel könnte
in Zukunft die antibakterielle Beschichtung von
Glastouchscreens sein. „Innovative Forschungen
beschäftigten sich mit der Beschichtung durch
Silbernanoteilchen“, sagt er. „Das Glas ist dann immer noch
transparent, hat aber eine selbstdesinfizierende
Oberfläche.“ Einsatzorte dieser neuen Möglichkeiten wären
u.a. Geldautomaten, die sich durch die neue Beschichtung
immer wieder selbstdesinfizierten. Und auch in der
Werbung seien Stoffe mit Silberanteil immer wieder mal bei
Shampoos oder Bekleidung ein Thema.
Die keimtötende Wirkung des Silbers zur Konservierung des
Trinkwassers wurde auch schon zu Zeiten der alten Römer
praktiziert. „. Das Wasser, was in einem silbernen Krug
aufbewahrt wurde, war keimfreier, als Wasser, was in Blech-
oder Holzgefäßen lagerte. Und tatsächlich hat man in
Häusern von reichen Römern Silbergefäße gefunden, wo
Trinkwasser über eine trockene Zeit gelagert wurde und
dort frischer blieb.“ Doch die Anwendung dieser
Edelmetalle kann kostspielig sein. Ein Kilo Gold kostet heute
umgerechnet 48.000 Euro, Silber ist im Kilopreis von ca. 700
Euro dagegen ein glattes Schnäppchen. Auf die nutzbare
Menge gesehen, gebe es jedoch heute Alternativen, denn,
so sagt Mohr, „im Vergleich zu anderen Substanzen, die
besonders im Pflanzenschutz großflächig eingesetzt
werden, sind die Kosten einfach viel zu hoch. Da gibt es
andere Mittel, die wirtschaftlicher sind.“
Goldtherapie
In den 1930er Jahren behandelte der französische Arzt
Jacques Forestier Patienten mit rheumatoider Arthritis
erfolgreich mit Goldverbindungen. Die Goldtherapie war bis
Ende der 1980er-Jahre bei starkem Rheuma das Mittel der
Wahl. „Das ist tatsächlich eines am längsten in Benutzung
gewesenen goldbasierten Medikamente“, weiß Mohr, „vor
allem das Auranofin, was u.a. unter dem Namen Ridaura
verkauft wurde, war sehr wirksam gegen Gelenkschmerzen.“
Aber Nebenwirkungen vor allem im Magen-Darm-Bereich
bei langfristiger Einnahme führte zur Absetzung dieses
Medikamentes. „Es gibt aber wieder neue Studien, die
zeigen, dass dieselbe Substanz auch gegen das HI-Virus
aktiv ist.“ Forschungen in Brasilien, wo Aids nach wie vor
stark vertreten ist, zeigten, dass diese Goldverbindungen
helfen können. Auch Krebskrankheiten sind mit diesem
Präparat zu behandeln. „Ganz neue Studien belegen gar
eine Wirksamkeit gegen Covidviren“, und vielleicht,
mutmaßt Mohr, „wird dieses Medikament gegen eine
andere Krankheit irgendwann wieder aus der Schublade
geholt.“
Edelmetalle für die moderne Medizin
„Edelmetalle und nicht nur Gold und Silber haben eine
große Bedeutung in der Medizin“, sagt Mohr. „Platin wird
auch in der Krebstherapie eingesetzt. Ein Platinmedikament
hat viele Menschen von Krebs wirklich geheilt und da
erhoffe man sich auch in Zukunft noch weitere
Entwicklungen. Insbesondere von den Goldnanoteilchen
verspricht man sich viel. Ein zukünftiger Weg sei u.a. die
Photodynamische Therapie, ein Verfahren zur Behandlung
von Tumoren und Gewebeveränderungen in der
Kombination von Licht mit einer lichtaktivierbaren
Substanz. „Solche Goldnanoteilchen, wenn sie mit Licht
einer bestimmten Energie in Berührung kommen,
entwickeln lokale Wärme. Das möchte man ausnutzen,
indem man z.B. Krebspatienten diese nicht toxischen
goldenen Nanoteilchen verabreicht und dann gezielt durch
einen Lichtstrahl bestimmte Energie einzelner Organe oder
Organteile ansteuern kann. Dort werden die Nanoteilchen
heiß, durch die Hitze werden die Krebszellen abgetötet und
es kommt zu einem Heilungsprozess.“
Fabian Mohrs Fazit ist dementsprechend klar. „Es wird sich in
diesem Bereich sicherlich in den nächsten Jahren einiges
tun und ich denke, dass Metalle in der Medizin immer mehr
eine größere Rolle spielen werden, als sie das jetzt schon
tun.“
https://www.uni-wuppertal.de/de/transfer/wissenschaftskommunikation/
transfergeschichten/2021/prof-dr-fabian-mohr/
„Gold ist ein verdichteter Sonnenstrahl und steht in
unmittelbarem Zusammenhang mit der Sonne.“
Rudolf Steiner
Goldmedizin hat Heiler und Ärzte über Jahrtausende hinweg
fasziniert. In den traditionellen Heilsystemen der TCM, des
Ayurveda und in Tibet sowie bei den Maya und Azteken
galten Goldarzneien als herausragende Mittel. Hildegard von
Bingen, Paracelsus und Avicenna nutzten Gold bei
verschiedenen Erkrankungen zur Stärkung sowie als Mittel
zur Verjüngung und Langlebigkeit. Für Paracelsus war Gold
sogar das höchste Heilmittel, größer als alle anderen
Arzneien, die er auf der Basis von Metallen entwickelt hatte.
Vielfältige Goldmedizin
Goldarzneien umfassen ein breites Repertoire. So ist Gold
z.B. wichtig in der Homöopathie: Aurum metallicum ist ein
zentrales Mittel mit Bezug zum Herz-Kreislauf- und
Nervensystem wie auch zu Depressionen. Das strahlende
Gold erinnert an die Sonne. Seine Einsatzgebiete spiegeln
seinen „sonnigen“ Charakter: das kraftvoll schlagende Herz,
Ausgeglichenheit und freudige Lebenskraft. Aber auch
„Goldwasser“ wurden in der Medizingeschichte besonders
häufig angewendet. Heute setzt man Gold zudem im
Rahmen spezieller diagnostischer Verfahren und in der
Krebstherapie ein.
Gold in der Kolloidalen Medizin
Das Edelmetall Gold kommt in der Natur und als
Spurenelement im menschlichen Körper ganz natürlich vor.
Wer es in geeigneter Form anwendet, fügt also dem
Vorhandenen etwas hinzu. Als Kolloid hat Gold
Eigenschaften, die ihm eine herausragende Wirkkraft
verleihen. So kann es in dieser Form jeden Bereich des
Körpers erreichen, selbst das Gehirn, das wegen der Blut-
Hirn-Schranke für nur wenige Vitalstoffe zugänglich ist. Es
kann Proteinstrukturen und Nukleinsäuren binden und mit
Wirkstoffen „beladen“ werden, sodass diese direkt am Ort
des Geschehens Effekte entfalten können.
Was sind Kolloide?
Kolloide sind allgegenwärtig in der Natur. Es sind in einem
Medium fein verteilte Bläschen, Tröpfchen und Partikel im
Nano- oder Mikrometer-Bereich. Sie begegnen uns in
gasförmigen Aerosolen (z.B. Rauch, Nebel), porösen
Feststoffen (z.B. Mineralerde) wie auch in flüssigen
Emulsionen (z.B. Milch). Im Körper zählen Blut und
Lymphflüssigkeit zu den kolloidalen Lösungen. Kolloide
spielen also auch im Rahmen des normalen
Stoffwechselgeschehens eine ganz natürliche Rolle.
Die elektrisch geladenen Kolloidteilchen entfalten bei einem
Zusammenprall keinen mechanischen Effekt aufeinander. In
einer reinen Lösung stoßen sie sich aufgrund ihrer gleichen
Ladung ab. Sie schweben im Medium (im Fall von kolloidem
Gold etwa 3-4 Monate nach dessen Herstellung),
gewährleisten im Vergleich zu dessen Volumen eine große
Grenzfläche, somit eine hohe Bindungskapazität.
Gold und seine Effekte im Körper
Gold kann im Körper umso besser aufgenommen werden, je
kleiner die einzelnen Partikel sind. Selbst bei Resorptions-
störungen funktioniert dies. Die Teilchen sind sowohl in der
Lage, einen Mangel auszugleichen, als auch einen Über-
schuss belastender Stoffe, z.B. Schwermetalle, auszuleiten.
Sie wirken schnell und bereits in geringen Mengen. Bei
Kolloidalem Gold (Goldwasser) sollte lediglich die Relation
von Goldgaben und den Verhältnissen im Körper gewahrt
bleibt. Ansonsten ist die Anwendung sicher.
Allgemein können die Goldpartikel die Eigenschaften der
Körperflüssigkeiten verbessern, den Gewebestoffwechsel
unterstützen und die Informationsübertragung zwischen
den Zellen beeinflussen, sodass der gesamte Organismus in
wenigen Tagen bis Wochen aktiviert wird und Anwender
sich lebendiger und kraftvoller fühlen.
Starker Gegner Freier Radikale
Wenn in den Mitochondrien Energie produziert wird, fallen
Stoffwechselabfallprodukte in den Zellen an, darunter auch
reaktive Sauerstoffteilchen, die Freien Radikale. Diese
entstehen auch durch Erkrankungen, Stress und Umwelt-
einflüsse. Die täglich produzierten Freien Radikale müssen
neutralisiert werden, da sie sonst zerstörerische Effekte auf
die (Strukturen der) Zelle haben, die unterschiedliche
Symptome, Erkrankungen und chronische Leiden nach sich
ziehen. Dieser bedrohliche Zustand wird als „oxidativer
Stress“ bezeichnet und kann durch Gold positiv beeinflusst
werden, da es zwei kraftvolle Radikalfänger stimuliert: SOD
(Superoxiddismutase) und Glutathion.
Erhöhte Produktion von Glutathion
Das Tripeptid Glutathion ist in fast allen Zellen in hoher
Konzentration enthalten. Glutathion ist an entscheidenden
Stoffwechselvorgängen beteiligt: Es stärkt das Immun-
system, hemmt Entzündungen, steuert Zellentgiftungs-
reaktionen und Coenzym-Funktionen, unterstützt die
Reparatur von DNA-Schäden. Glutathion schützt und baut
die Darmschleimhaut auf und ist besonders wichtig für die
Leber, die als eines der Körperentgiftungszentren von allen
Organen die höchste Konzentration aufweist. Als starkes
Antioxidans neutralisiert es die Wirkung freier Radikale und
bewahrt den Organismus vor degenerativen Erkrankungen.
Superoxiddismutase wird beeinflusst
Ein langes Leben ist unabdingbar mit gesunden Zellen
verbunden. Das Enzym Superoxiddismutase (SOD) schützt
Zellen in besonderem Maße, da es v.a. Superoxide
unschädlich macht, die häufigsten und gefährlichsten
Sauerstoffradikale. Viele Zivilisationskrankheiten, z.B.
Diabetes Typ II, degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Gicht, bestimmte Formen von Krebs und Allergien,
Alzheimer etc., werden mit einem mangelnden Abbau von
Freien Radikalen in Zusammenhang gebracht. Durch
Krankheiten werden ebenfalls große Mengen Freie
Radikalen erzeugt, wodurch sich der Bedarf an SOD erhöht –
oft auf mehr, als der Körper selbst herstellen kann. So haben
Diabetiker einen erhöhten Bedarf an SOD, das Folgeschäden
ihrer Erkrankung vorbeugen kann. Auch bei Arthritis bzw.
Arthrose braucht der Körper mehr SOD. In einer Studie mit
Patienten, die an Arthritis bzw. Arthrose leiden, wurde
festgestellt, dass durch SOD Schmerzen, Schwellungen und
Entzündungen gelindert werden konnten.
Goldpartikel beeinflussen die Bildung des kraftvollen
Radikalfängers SOD und verändern dessen
Expressionsmuster in verschiedenen Geweben.
Gold bei rheumatischen Beschwerden
Gold wurde früher auch erfolgreich gegen rheumatoide
Arthritis eingesetzt. Unter Anwendung der damals injizierten
Goldsalz-Lösung traten jedoch häufig (zum Teil schwere)
Nebenwirkungen auf, weswegen diese Therapieoption
heute als überholt gilt.
Goldwasser werden dagegen oral eingenommen, und die
Menge an Gold ist vergleichsweise gering. 2009 wurde eine
Studie veröffentlicht, in der gezeigt werden konnte, dass
reines Gold eine nebenwirkungsfreie, schmerzlindernde und
entzündungshemmende Wirkung bei rheumatoider Arthritis
hat. Bei den Testpersonen nahm die Beweglichkeit der
Gelenke deutlich zu, Schwellungen gingen zurück,
Erschöpfungszustände und schnelle Ermüdbarkeit ließen
nach. Bereits nach 1 Woche Einnahme spürten die
Studienteilnehmer, dass sie alle Arten von Tätigkeiten besser
ausführen konnten.
Schönere Haut und elastisches Bindegewebe
Als Glykation (Glykierung) wird die chemische Reaktion
bezeichnet, bei der Kohlenhydrate ohne Enzymbeteiligung
an Proteine oder Lipide gekoppelt werden. Das
längerfristige Ergebnis fortschreitender Glykation sind AGEs
(Advanced Glycation End Products), die sich ablagern und zu
schlechterer Gewebeelastizität führen. Die AGEs können zu
frühzeitiger Hautalterung führen oder in den Blutgefäßen
die Entwicklung von Arteriosklerose begünstigen. AGEs
triggern entzündliche Prozesse, fördern oxidativen Stress
und degenerative Prozesse in verschiedenen Geweben. Gold
wirkt der Glykation entgegen: Langzeituntersuchungen
zeigen eine deutliche Verringerung der Abstände zwischen
den Gewebefasern.
Weitere Anwenderbeobachtungen
Zu den zahlreichen Befindlichkeitsstörungen, die Gold
positiv beeinflussen kann, zählen laut Berichten von
Anwendern außerdem Beschwerden, die durch Stress
ausgelöstwerden, sowie Potenzprobleme und eine
verminderte Libido (v.a. bei längerer Einnahme scheint es als
Aphrodisiakum zu fungieren). Depressiven und stressge-
plagten Menschen schenkt Gold einen aufmunternden
Sonnenstrahl.
Nach einigen Tagen bis Wochen Einnahme fühlen sich viele
Menschen ausgeglichener, schlafen tiefer und erholsamer.
Beobachtet wurden eine verbesserte Sehfähigkeit,
Normalisierung des Körper-gewichts, ein stabileres Gangbild
bei Gleichgewichts-störungen und ein allgemein
empfundener Verjüngungs-effekt. Eine Pilotstudie konnte
zeigen, dass Menschen auch geistig agiler werden und
bewusster wahrnehmen, wenn sie Kolloidales Gold
verabreicht bekommen.
Fazit
Gold ist eines der ältesten Heilmittel der Welt. Heute wissen
wir, dass es im Organismus Wirkung bis auf die Zellebene
entfalten kann. Ein wichtiger Einfluss auf das Wohlbefinden
kann durch die gewebespezifisch verstärkte oder veränderte
Expression des „Methusalem-Enzyms“ Superoxidismutase
(SOD) entstehen. Aktuelle Forschungen bescheinigen
Echtem Gold therapeutisches Potenzial in verschiedenen
Bereichen der Medizin, das weiter erforscht werden sollte.
Brigitte Hamann
https://www.paracelsus.de/magazin/ausgabe/202106/sonnige-medizin-kolloidales-gold
Gold und Silber in der Medizin
uni-wuppertal.de
veröffentlicht am 21.06.2021
Sonnige Medizin: Gold
Magazin der Paracelsus Heilpraktikerschulen
veröffentlicht in Ausgabe 6/2021
Gold gegen Keime
veröffentlicht am 17.11.2022